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Die Matthiaskapelle wurde ca. 1220/40 von Heinrich II. von Isenburg erbaut. Er hatte - aufgepasst - das Haupt des Apostels Matthias von einem Kreuzzug mitgebracht. Und aus diesem Anlass stiftete er die Kapelle.
Der jüdische Schriftgelehrte Matthias († um 63) war als Ersatzmann für Judas Iskariot einer der Jünger Jesu. Er gilt deshalb als zwölfter Apostel, ein Rang, der allerdings ikonographisch auch dem Paulus von Tarsus zugesprochen wird.
Die Matthiaskapelle ist ein sechseckiger Zentralbau von etwa 11 Metern Durchmesser, mit einem Chor, der vermutlich von einem nicht vollendeten Vorgängerbau übernommen wurde. Der Chor erhebt sich auf einem Dreiviertelkreis-Grundriss. Er ist etwa 4,30 m breit und einschließlich der Stufen 5,40 m tief.
Das Mauerwerk besteht wie in der gesamten Gegend über viele Jahrhunderte hinweg üblich, aus Schieferbruchstein, teilweise mit Tuffstein durchsetzt. Die Säulen im Innenraum sind aus Basaltlava, Schiefer und Sandstein.
Sechs Stützengruppen aus je fünf Säulen tragen einen 14 Meter hohen Mittelbau mit sechseckigem Rippengewölbe. Zwischen diesem und den Außenmauern verläuft ein Umgang, der von einem 24-teiligen Rippengewölbe überspannt wird.
Die sechs Konsolen der Säulen im oberen Teil des Mittelbaus tragen Symbole der vier Evangelisten, die Darstellung eines Jünglings und nicht zu deutende Figuren auf der sechsten Konsole. Auffällig ist der Adler an Stelle des Löwen als Symbol des Evangelisten Markus, vielleicht ein Fehler der Restaurierung von 1894.
Ein großes, vielfiguriges Sandsteinrelief an der Wand zeigt die Enthauptung des heiligen Matthias. Es ist ein Werk aus dem Jahr 1630, das allerdings im Laufe der Jahrhunderte ergänzt worden sein dürfte.
1347 brachte Graf Johann von Sayn den Kopf auf die Burg Sayn, später nach Hachenburg. Von dort kam er 1381 auf den Ehrenbreitstein und um 1420 in den Trierer Dom. Seit 1927 wird die Reliquie in der Benediktinerabtei St. Matthias von Trier aufbewahrt.
Dort befinden sich seit alters her auch Matthias' - nun ja - anderen sterbliche Überreste. Der Legende nach sollen seine Gebeine mehr als 250 Jahre nach seinem Tod im Auftrag der Kaiserin Helena (der Mutter des römischen Kaisers Konstantin I.) in Palästina aufgefunden und vom Trierer Bischof Agritius dorthin überführt worden sein. Wo sie dann verschollen sind.
Im Jahr 1127 wurden menschliche Gebeine, die in der Benediktinerabtei St. Matthias in Trier aufgefunden wurden, zu den jahrhundertelang verschollenen Reliquien des Apostels erklärt. Sie werden seitdem in der Abteikirche von Pilgern verehrt.
Und die Matthiaskapelle? Zu Matthias' Kopf war gepilgert worden, und diese Wallfahrten hielten auch nach seinem Umzug noch ein Weilchen an. Etwa ab dem 15. Jahrhundert unterstand die Kapelle dann dem St.-Kastor-Stift in Koblenz. Um 1725 musste das Dach des Chors erneuert werden, um 1770 betrauten die Stiftsherren einen nebenan im Bergfried lebenden Einsiedler mit der Aufsicht über die Kapelle. Nach der Säkularisation sollte sie dann abgerissen werden, wurde jedoch Eigentum der Pfarrei Kobern. Die sie wiederum 1819 an Preußen verkaufte. Ein Glück, denn 1836 veranlasste der spätere König Friedrich Wilhelm IV. eine völlige Wiederherstellung des verfallenden Gebäudes. Aus dieser Zeit stammt der Mosaikfußboden, der nach einem im Chor erhaltenen Originalteil eingesetzt wurde.
In den Jahren 1892 bis 1894 wurde die Kapelle dann erneut restauriert, einzelne Gesimsstücke, Fensterrahmen und Ähnliches wurden 1929, 1932 und 1934 ausgebessert, die letzte Renovierung fand in den Jahren 1985 bis 1998 statt.
Die Matthiaskapelle kann in den Sommermonaten an Wochenenden besichtigt werden. Am Besten informiert man sich bei der Matthiasbruderschaft Kobern-Gondorf.